ADFC-Fahrradklima-Test 2022 - ADFC Wiesloch/Walldorf

ADFC-Fahrradklima-Test 2022

Interpretation der Ergebnisse für Wiesloch, Walldorf, Malsch, Mühlhausen, Nußloch, Rauenberg und St. Leon-Rot

Entwicklung der Teilnehmenden am ADFC-Fahrradklima-Test
Entwicklung der Teilnehmenden am ADFC-Fahrradklima-Test © ADFC | April Agentur

Allgemeines

Seit Ende April liegen die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2022 vor, und wir als Ortsgruppe Wiesloch/Walldorf haben uns natürlich insbesondere die Ergebnisse in den Kommunen unseres Einzugsgebiets angesehen. Besonders gefreut hat uns, dass die Teilnahme in unserer Region seit 2020 stark zugenommen hat, so dass Malsch, Mühlhausen, Nußloch und Rauenberg es erstmals in die Auswertung geschafft haben, weil die Mindest-Teilnehmerzahl von 50 überschritten wurde. Das zeigt uns zum einen, dass das Interesse am Radfahren im Alltag stark zugenommen hat. Es zeigt aber auch, dass sich mehr und mehr Radfahrer:innen die Mühe machen, auf Missstände hinzuweisen, aber auch Lob für positive Veränderungen auszusprechen. Insgesamt wird die derzeitige Radverkehrs-Situation in fast allen Kommunen als unbefriedigend empfunden, nur Walldorf hat sich mit einer Verbesserung von Schulnote 3,7 auf 3,4 auf ein knappes „Befriedigend“ vorarbeiten können.

Kommunenübergreifende Ergebnisse

In allen Kommunen wird bemängelt, dass der sogenannte „Erlass zur Überwachung und Sanktionierung von Ordnungswidrigkeiten im ruhenden Verkehr“ nicht richtig umgesetzt wird, obwohl Falschparken seit 2020 konsequent geahndet werden müsste.

Auch die Mindestüberholabstände (1,5 m innerorts sowie 2 m außerorts) werden in keiner der Kommunen eingehalten bzw. ausreichend kontrolliert, und in den kleinen Kommunen ist dies noch stärker der Fall als in den größeren. Diese subjektive Empfindung deckt sich mit den Abstands-Messungen, die wir im Sommer 2022 mit dem Open Bike Sensor in Wiesloch und St. Leon-Rot durchgeführt haben.

Ein ebenfalls drängendes Problem in der Region ist, dass es für Kurzzeitparker:innen an den Bahnhöfen Wiesloch-Walldorf und Rot-Malsch keine sicheren Abstellanlagen gibt, was zu zahlreichen Rückmeldungen geführt hat, dort Opfer von Fahrraddiebstahl geworden zu sein.

Besonders in den kleinen Kommunen, wo nur Busse verkehren, wird außerdem die fehlende Möglichkeit der Fahrradmitnahme im ÖPNV kritisiert. In Bezug auf die S-Bahn betrifft die Kritik vor allem den Zeitraum zwischen 6 und 9 Uhr, wo keine kostenfreie Mitnahme möglich ist.

In allen Kommunen wird es als unbefriedigend empfunden, dass es nur sehr wenige echte Radwege gibt, d.h. von anderen Verkehrsarten getrennte Wege ohne konkurrierende Nutzung durch Kfz-Verkehr oder Fußgänger:innen. Diese Kritik zeigt auch, dass sich viele Radfahrer:innen im Mischverkehr auf der Straße nicht sicher fühlen, auch wenn sie durch Sharrows zum Radeln auf der Straße „eingeladen“ werden.

Auch die Verbindungen zwischen den Gemeinden werden von vielen Teilnehmern der Umfrage als wichtig aber im momentanen Zustand unzureichend erachtet.

Lob gab es hingegen für die in den vergangenen Jahren immer besser gewordene Ausschilderung für den Radverkehr, für die der Rhein-Neckar-Kreis verantwortlich ist.

Besonderheiten in den einzelnen Kommunen

Wiesloch (Note 3,8)

In Wiesloch gab es im vergangenen Jahr viel Verwirrung durch die neuen Sharrows (z.B. in der Schwetzinger Straße und der Parkstraße), was sich in zahlreichen Freitextkommentaren niederschlug. Im Zusammenhang damit gab es auch Kritik an der Umwidmung der Rad- und Gehwege zu Gehwegen mit Zusatzschild „Fahrrad frei“, was deutlich zeigt, dass sich auch viele Vielradfahrer:innen auf der Straße nicht sicher fühlen. Dies äußert sich auch in der Empfindung einer mangelnden Akzeptanz von Radfahrenden durch den KfZ-Verkehr.

Auch die Beschilderung bzw. fehlende Umleitungen für Radfahrende an Baustellen werden in Wiesloch kritisiert.

Der vom Oberbürgermeister bekundete Wille, in Wiesloch eine Verkehrswende herbeiführen zu wollen, wird von den Befragten jedenfalls nicht wahrgenommen.

Walldorf (Note 3,4)

Walldorf ist der einzige Ort, der sich seit 2020 signifikant verbessern konnte. An den Ergebnissen wird spürbar, dass unter dem neuen Bürgermeister das Thema Radverkehr einen deutlich höheren Stellenwert bekommen hat. Einen wesentlichen Beitrag hieran hat sicherlich die Umwidmung der Kurpfalzstraße zur Fahrradstraße, was mehrfach lobend erwähnt wird.

Positiv wird auch bewertet, dass es in Walldorf öffentliche Leihräder gibt – ein Alleinstellungsmerkmal unter den Kommunen in unserem Einzugsgebiet.

Kritisiert wird mehrfach der massive fahrende und ruhende KfZ-Verkehr, für den insbesondere die zahlreichen SAP-Firmenwagen verantwortlich gemacht werden.

Malsch (Note 4,0)

In Malsch sind Fahrraddiebstähle am Bahnhof Rot-Malsch ein großes Thema.

Ansonsten wird vielfach auf die klassischen Probleme kleinerer Orte hingewiesen: schmale Straßen, nahezu keine Radwege und laut Kommentaren auch wenig Interesse der Gemeinde, etwas für den Radverkehr zu tun.

Mühlhausen (Note 3,8)

In Mühlhausen beklagt man unter anderem die schlechte Anbindung an den Bahnhof Rot-Malsch.

Auch der Rad- und Fußweg entlang des Bachs wird vielfach erwähnt, da er nicht für zügiges Radfahren geeignet ist, weil er als gleichzeitig idyllischer Spazierweg für häufige Konflikte mit Fußgänger:innen sorgt.

Nußloch (Note 4,2)

Viele Nußlocher:innen kritisieren, dass es an der kürzesten Verbindung in Richtung Leimen entlang der L 594 (alte B3) keinen Radweg gibt.

Das Radfahren auf der Hauptstraße wird von vielen als gefährlich empfunden, auch aufgrund der mangelnden Akzeptanz durch den KfZ-Verkehr. Beklagt wird dementsprechend auch, dass es in Nußloch nahezu keine echten Radwege gibt. Die ausgeschilderten Wege auf den Nebenstraßen werden als zumeist umständlich bemängelt.

Und in der Wahrnehmung vieler Nußlocher:innen zeigt die Gemeindeverwaltung wenig Interesse, die Radverkehrssituation im Ort merklich verbessern zu wollen.

Rauenberg (Note 4,1)

Für viele Rauenberger:innen ist die fehlende Beleuchtung an den beiden Hauptstrecken nach Wiesloch (Bögnerweg bzw. In den Talwiesen) ein großes Problem.

Und auch in Rauenberg wird beklagt, dass es nahezu keine eigenständigen Radwege gibt.

Zusätzlich attestiert man der Gemeinde zu wenig Engagement und Verständnis für den Radverkehr an sich.

St. Leon-Rot (Note 3,6)

Auch in St. Leon-Rot wird bemängelt, dass es nahezu keine echten Radwege gibt, und dass sich die Gemeinde zu wenig um die Belange der Radfahrer:innen kümmert.

Dementgegen fällt die Note für St. Leon-Rot vergleichsweise gnädig aus, was angesichts der deutlichen Kritik in den Freitextkommentaren vermutlich eher auf die Freundlichkeit der Bewohner:innen zurückzuführen ist.

Autor: Daniel Niehoff


https://wiesloch-walldorf.adfc.de/neuigkeit/adfc-fahrradklimatest-2022-6

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